Die/der Schöne und das Biest

Ich habe die Gabe die Seele eines Menschen wahrzunehmen. Ich urteile nicht nach Äusserlichkeiten, sondern fühle die Seele und das Herz des Gegenüber, mag sie noch so sehr unter Mauern und Schutzwällen versteckt sein. Ich blicke hinein, was vermutlich Angst bereitet, da man ja nicht umsonst Sicherungsmaßnahmen getroffen hat.

Ja, manchmal sehe ich das Schöne und Reine, obwohl der Gegenüber sich selbst nicht als schön und rein erachtet. Er sieht sich eher, wie im Titel dieses Blogbeitrags, als das hässliche Biest, das es einfach nicht verdient hat, glücklich zu sein. Geschenke des Universums werden ausgeschlagen.

Gerade kam mir ein Impuls beim Lesen des Wortes „hässlich“:

Hass – Selbsthass

Warum ist dies so?

Warum sehen so viele Menschen nicht ihre wahrhafte Schönheit ihres Herzens und ihrer Seele?

Ja, jeder Mensch machte im Laufe seines Lebens Erfahrungen, jeder Mensch hat seine Vergangenheit, auch ich, aber bin ich deswegen nun weniger wert oder weniger schön?

Läuft man deshalb manchmal von seinen Liebsten, dem Schönen weg, weil man Angst hat, dass wenn er noch tiefer in das Herz sehen kann, dass er irgendwas erfahren könnte, was ihn zu tiefst erschrecken könnte?

Dass man nicht genügen könnte?

Was ihn die/den Schönen ablehnen lassen könnte?

Da haben wir nun zwei Schlagworte:

Angst und Ablehnung.

Beide sind unwiderruflich miteinander verbunden:

Die Angst vor der Ablehnung, weil die/der Schöne etwas erfahren könnte, was einen nicht mehr liebenswert erscheinen lässt.

Was die/den Schöne(n) veranlassen könnte, einfach zu gehen, so dass das vermeintliche Biest in ein tiefes Loch fallen könnte, aus dem sie sich nie mehr wieder befreien könnte.

Dieses vermaledeite Kopfdenken.

Meistens haben diese eigentlich total liebenswerten Menschen noch unter fehlendem Vertrauen in den Gegenüber und mit einem geringen Selbstwert zu kämpfen.

Wieviele wohl in toxischen Beziehungen flüchten, weil Bedürftigkeiten sie zusammenführten. Der Rucksack, den man in der Kindheit gepackt bekam?

Ja, all das hat seinen Ursprung in der Kindheit: In Mutter-/Vaterthemen, und den daraus resultierenden späteren Beziehungen, die allesamt nichts mit Liebe zu tun hatten, sondern schlichtweg mit bedürftigen Verstrickungen.

In der letzten Zeit ziehe ich komischerweise hochschwingende Menschen in mein Leben, die über solche zuvor genannten Erfahrungen berichten und die sich selbst wünschten, dass sie endlich mal mit jemandem darüber sprechen könnten. Ich hörte mir ihre fast identischen Geschichten an und machte mir darüber so meine Gedanken.

Aus welchem Grund verlässt jemand eine bedingungslose Liebe, in der er vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben so sein kann, wie er ist, nur um des Seins Willen geliebt wird, ohne irgendwas leisten zu müssen, diese Partnerschaft? Warum hat er diese Angst? Eine Angst, die nur im Kopf und nicht im Herzen stattfindet.

Warum flüchtet er sich in eine Partnerschaft, in der er wieder leisten muss, damit er geliebt wird. In der ihm sein geringer Selbstwert gespiegelt wird? Er noch mehr und noch mehr leistet, um oberflächlich geliebt zu werden, was allerdings auf seine eigene Kraft geht. Er zudem noch zum vermeintlichen Ritter und Retter mutiert, da er das Gefühl bekommt, gebraucht zu werden, aber die Liebe braucht und verbraucht nicht. Die Liebe ist um des Seins Willen da.

Ein Teufelskreis, aus dem man nur noch schwer selbst heraus kommt.

Noch eine kleine Anmerkung zum Thema Ritter und Retter:

In meinen Augen muss jeder seine ureigensten Prüfungen im Leben selbst bestehen, da bedarf es keiner Ritter und keiner Retter. Wenn jemand lieber auf der Couch liegen bleibt, bringt es nichts, wenn sich ein wagemutiger dummer Ritter in die Schlacht begibt, da es ja nicht seine Prüfung ist. Man kann zwar das Lagerfeuer bereiten und die Klinge schärfen, aber die Schlachten müssen schon von demjenigen, den es betrifft, geschlagen werden.

Meistens haben zwei Bedürftige miteinander den besten Sex in ihrem Leben, da beide sich damit und ihren Schmerz betäuben und beide aus der Verlustangst, diese Betäubung verlieren zu können, hemmungslos agieren können. Sie brauchen sich ja für nichts zu schämen, da hier keine Liebe im Spiel ist. Es ist vollkommen gleichgültig, was hier der Partner von einem hält. Wenn einem der Gegenüber gefühlstechnisch egal ist, dann ist es einem auch egal, wie der einen bewerten könnte.

Die Verstrickung ist perfekt.

Je größer die Verlustangst, desto größer die Anziehungskraft zueinander, zumindest auf körperlicher Ebene.

Man teilt oder kennt die Abgründe, man erschrickt nicht, wenn man diese Abgründe live miterlebt. Man streitet, man versöhnt sich, man geht nicht auseinander, da man beidseitig bedürftig ist:

Das Biest geht nicht, weil er sich trotz seiner schrecklichen Tiefen angenommen fühlt und somit nicht alleine sein muss, um so auch nicht an seine eigenen Kindheitsthemen ran zu müssen, von der Langeweile des Lebens möchte ich gar nicht erst anfangen.

Der Partner geht in diesem Fall nicht, da auch er nicht in seinen eigenen Schmerz abtauchen möchte. Somit führen beide eine augenscheinlichen perfekte Beziehung der beidseitigen Bedürftigkeit.

Wenn Du hierbleibst, liebes Biest, dann musst Du diese Wunde nicht fühlen, und damit ich meine eigene Ablehnung nicht fühlen muss, halte ich all Deine vermeintlichen Abgründe aus, aber Du solltest schon nach meiner Pfeife tanzen.

Streit und Versöhnung wechseln sich somit ab. Aber all das hat nicht mit Liebe zu tun, denn die Scheinsicherheit ist der Kit, der diese Beziehung miteinander verbindet.

Und da das Biest selbst noch unter mangelndem Selbstwert, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen leidet, ist der Partner meist ein Energievampir, der fordert und fordert und nochmals fordert. Meistens sind es noch dazu eifersüchtige, ermahnende, Schuld zuweisende, kleinhaltende, Vorschriften machende Kontrollfreaks, die dadurch ihre eigene innere Leere füllen.

Ignoranz, Bestrafung durch Ablehnung, heftigen Streits, Drohungen, „Liebes“entzug sind an der Tagesordnung. Und das wirklich Paradoxe, das Biest ist meistens der Böse in diesem Spiel, da der Gegenüber still und leise ist und somit fälschlicherweise der Höhergestellte in dieser Zweckverbindung.

Ein „Nein“ des Biestes wird hier nicht akzeptiert, denn auf die subtile Art und Weise wird hier die Hilflosigkeit und Abhängigkeit und Angst vor dem Verlassenwerdens des Biestes getriggert.

Vom Aussen nach Innen.

In meinen Augen Langweiler, die ihren eigenen Arsch nicht von der Couch bekommen, da sie irgendwas ja irgendwann einmal machen werden. Die Taten folgen aber niemals.

Ein Hamsterrad der abhängigmachenden Bedürftigkeit.

Wenn es das Biest eines Tages tatsächlich schaffen sollte, weil sie die Leere und Kälte dieser Beziehung erkennt, dort auszubrechen, wird es mit Sicherheit schnell ausgetauscht werden.

Die Quintessenz meines eigenen Lebens:

Kindheitsthemen aufzuarbeiten, um vergeben zu können.

Für mich kommt eine Beziehung aus einer Bedürftigkeit, aus welchen Gründen auch immer nicht mehr in Frage.

  • Fördern anstatt fordern.
  • Selbstvertrauen stärken.
  • Wertschätzen anstatt Geringschätzen.
  • Loslassen anstatt einengen.
  • Vertrauen statt Misstrauen.
  • Aufmerksamkeit statt Gleichgültigkeit.
  • Zuhören statt weghören.
  • Freiräume schaffen anstatt einzusperren.
  • Wärmen statt erkalten.
  • Geborgenheit statt Kälte.

Liebe bedeutet Wachstum anstatt Stillstand.

Auf Augenhöhe.

Vom Innen nach Außen.

So stelle ich mir die Liebe vor, einfach um des Seins Willen. Dieses Glück erfuhr ich vor nicht allzu langer Zeit. Ich möchte nichts mehr anderes fühlen.

Und wie endete die Geschichte mit der Schönen und dem Biest?

Die Schöne erkannte den wahren Wert des Biestes, die wundervolle Seele, die sich hinter der schaurigen Gestalt befand, was aus dem Biest wieder einen Prinzen werden ließ.

Was lernen wir daraus?

Seid mutig! Habt keine Angst, denn auf dieser Welt gibt es eines, wovon man sich wahrlich nicht fürchten muss: Diese besondere Liebe um des Seins Willen. Diese ist wirklich sehr selten und es kommt einem Geschenk gleich, wenn man das Glück hatte, von dieser gekostet zu haben.

Ich bekomme diesen Geschmack jedenfalls nicht mehr von meinen Lippen.

Unser Leben ist einfach viel zu kurz, als dass wir uns hinter den angstvollen Gedanken verstecken, anstatt uns der Liebe hinzugeben.

Ich bin der absoluten Überzeugung, dass unsere einzige Aufgabe in diesem Leben ist: Unsere Herzen zu öffnen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Leider ist dies ein Lernprozess, in dem wir unseren in der Kindheit gepackt bekommenen schweren und gefüllten Rucksack, immer leichter leerer werden lassen müssen.

Dies wünsche ich euch von ganzem Herzen: Werft all den Ballast ab, der euch am Leben hindert und macht nicht den Fehler, eure Gegenwart und Zukunft von der Vergangenheit kontrollieren zu lassen.

In diesem Sinne: Bleibt gesund und gebt euch der Liebe hin!

ohne

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