Das Leben und die Liebe – Kapitel 1

Nachdem die erste Jahreshälfte 2018 vom Tod der damaligen langjährigen Lebensgefährtin und Exfreundin Melanie und des Stubentigers Feli, die ebenfalls am Krebs verstarb, überschattet war, musste ich für mich selbst entscheiden, wie es für mich weiterging.

Es gab ja nur zwei Möglichkeiten:

Entweder aufzugeben und sein Dasein im Schatten zu fristen

oder

sich das Leben wieder schmackhaft zu machen, um dem Licht der Hoffnung entgegen zu gehen.

Ja, seit meiner Nahtodeserfahrung sehe ich immer nur das Licht und alles wird sich zu unserem Besten fügen, denn das Leben an sich hat nicht die Aufgabe uns zu bestrafen, sondern stellt uns nur vor Aufgaben, die es zu bewältigen gilt.

Wir wollen uns ja weiterentwickeln und das Rad des Schicksals wird uns immer und immer wieder mit den selben Aufgaben konfrontieren, bis wir diese bewältigt haben.

Aus diesem Grund habe ich auch meine eigene Theorie:

Wir sind stets selbst für unser Leben verantwortlich und haben die Möglichkeit, unseren Lebensweg jeden Tag selbst neu zu gestalten.

Uns obliegt es jeden Tag selbst, ob wir Lachen und versuchen unsere Aufgaben zu bewältigen oder ob wir Heulen und uns in die Tiefe der Traurigkeit hinunterziehen zu lassen.

Die an uns gestellten Aufgaben bereiten uns lediglich darauf vor, was noch kommt. Ein Trainingslager der Seele sozusagen, damit wir bereit sind, zu empfangen.

Auch für Begegnungen sollen wir durch diese Aufgaben vorbereitet werden, denn jede wichtige Begegnung geschieht exakt zum richtigen Zeitpunkt in unserem Leben. Wenn wir nun ehrlich sind, dann sind diese Begegnungen nur mit dem jetzigen Ich und nicht mit einem früheren Ich möglich.

Aus diesem Grund bringt es auch nichts, wenn Helfer und Retter in unser Leben treten, um uns zu helfen. Sie können die Klinge schärfen, die sie uns geben, um unsere Kämpfe gegen unsere Dämonen und Drachen auszufechten. Aber kämpfen müssen wir schon selbst, denn ansonsten würde das Leben an sich nichts bringen.

Oh, nun bin ich abgeschweift, aber habe zugleich eine schöne Überleitung gefunden.

Die Beziehung zu Melanie war nicht leicht, denn sie hatte leider das Schicksal, dass sie mit dem Begriff Liebe nichts anfangen kann. Liebe war für sie abstrakt, nicht fühlbar, wohingegen die Verliebtheit, was ja zu dem stärksten Gefühl gehört, für sie lebenswichtig wurde. In den unzähligen Momenten des Schmetterlingsrausches zu Fremden konnte sie sich fühlen.

Ein paar Jahre vor unserer Trennung fragte ich sie einmal, was für sie Liebe sei.

„Liebe ist für mich, wie du mit den Tieren umgehst.“

Wie all die Jahre zuvor und all die Jahre danach auch. Jeden Tag und ich spreche wirklich davon, jeden Tag ihr die Sonne des Lebens auf einem Silbertablett serviert zu haben. Jeden Tag brachte ich das geschärfte Schwert, damit sie endlich gegen ihre Dämonen ankämpft, jeden Tag sprach ich von Licht und Hoffnung.

Es interessierte sie nicht. Sie lebte im Schmerz ihrer Vergangenheit. Sie lebte in der Dunkelheit ihrer verkorksten Kindheit.

Ihre Art mir ihre Liebe zu zeigen, bestand darin, mir Metaphern zu schenken. Ich erinnere mich daran, dass wir uns gerade auf dem Weg in unser Lieblingsrestaurant waren, als sie mich bat, anzuhalten.

„Schließ deine Augen und höre dir diesen Song an.“

Sie spielte „Mein König“ von Sarah Connor ab.

„Das bist du für mich.“, sprach sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

Wir fuhren weiter. Ihre Art „Ich liebe Dich“ zu sagen.

Ich sagte einmal, dass ich ihr dieses Leben zum Geschenk mache, da dieses eine Leben in der Unendlichkeit des Daseins nur ein Flügelschlag eines Schmetterlings sei.

Ich war beharrlich. Ging nicht fort. Meine Lebenswegsaufgabe.

„Wir wollten nur mal schauen, ob es wirklich so ist“,  damit wurde unsere Beziehung beendet. Sie war verliebt, dagegen konnte ich mit meiner schnöden Liebe nicht ankommen.

Es war der 14.07.2016. Ein schöner Sommertag. Mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen.

Rückblickend auf diese 15,5 Jahre meines Lebens kann ich sagen, dass mich das Leben schulte und meine Seele formte:

beharrlich stets an des Gute und an das Licht der Hoffnung zu glauben.

In Seelen zu blicken und in ihnen zu lesen.                                                                                

Verständnis und Mitgefühl für den Lebensweg aufzubringen.                                             

Liebe zu schenken ohne zu erwarten. 

 

Es war eine harte Schule. Oftmals sprach ich, während des Gassigehens, mit Tränen in den Augen mit meinen Schutzengeln und bat darum, mich weiterhin zu behüten und zu beschützen. Manchmal hatte ich das Gefühl, das alles nicht zu packen, selbst in der Seele krank zu werden.

Ich wurde behütet und beschützt.

Ein kleiner Zeitsprung ins Jahr 2018. In die zweite Jahreshälfte. Ich hatte mir wieder einen Lebenshunger angeeignet. Es muss so im Juni gewesen sein. Eines Abends saß ich auf der Couch und überlegte, wohin mein weiteres Leben gehen würde. Würde ich in Selbstmitleid versinken, weil ich es nicht vollbrachte, ein kleines Feuer der Liebe in Melanie zu entzünden oder stehe ich auf und hab wieder Spaß am Leben.

Ich stand auf, zog meine Sportklamotten an, legte mir meinen Herzfrequenzmesser um und begann mit dem Ergometer-Training. Jeden Tag. Meine Erfahrung zeigte, dass ich immer nach 5 Tagen wieder soweit bin, süchtig nach dem Leben zu sein.

Danach machte ich noch 15 Minuten Bauchübungen und duschte.

Sport ist für mich die Eintrittskarte zurück ins Leben.

Schon nach kurzer Zeit war ich wieder lebenshungrig. Ich las wieder viel. Meine Gedanken schweiften um das Leben, die Sonne, das Licht und die allgegenwärtige Hoffnung, dass alles gut werden würde.

Ich war wieder in meinem sogenannten Flow.

Ein Zustand der inneren Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit. 

Ein Zustand, in dem wir selbst zu Magier unseres Lebens werden. 

Ein Zustand, in dem alles was wir uns wünschen, zur Wirklichkeit wird.

 

 

 

 

 

 

 

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